Häppi börsdey

Morgen hat Conchita Geburtstag, bzw. hätte. Ich dachte, dies ist eine gute Gelegenheit, mal auf ihr Wohl zu trinken. Das Gute an den Polyneuropathien in meinen Zehen ist, ich merke nicht wirklich, wie ätzend kalt der Ouzo Gold ist und kann das Glas ohne Probleme länger zwischen die Zehen quetschen. Wie gesagt, man muss es positiv sehen, also schöne Scheiße.

Ja, Conchita…………heißt natürlich nicht so, ist aber ein liebevoller Insider………… weißt du noch wie wir uns kennengelernt haben, ich meine Anfang 2014? Ich hatte Chemo und saß da rum und du kamst reingeschlappt und sagtest: Hi, ich bin B. wer bist du denn? Und da das Quatschen gleich funktionierte hab ich dich doch glatt noch als ich fertig war in deinem Zimmer besucht, du warst gerade stationär da. Du hattest deine Diagnose einige Wochen vor mir und wir waren guter Dinge, fucking cancer in den Arsch zu treten.

Ich werde langsam alt, ich kriege echt nicht mehr genau zusammen, was wann wo wie war, wir waren jedenfalls ständig in Kontakt, haben viel erzählt, du hast mich in dein Leben gelassen, hast mir Diana vererbt…………. ja, ja, so war das. Mir fällt gerade ein, wir haben damals noch mit meiner Mutter draußen vor der Kantine im Elisabeth in der Sonne gesessen und uns Kuchen gegönnt. Ich war bei dir daheim, wir waren zusammen in der Radiologie als die Diagnose Metas im Raum stand. Ich hab mich mit in dein Bett gequetscht als ich auch zur OP da war, hatte zwar eigenes Zimmer und immer wenn ich gesucht wurde, die ist bei Frau F. im Zimmer, bis nachts um 2 manchmal. Es kommt mir so lange vor, dabei waren es nur wenige Monate. Weißt du noch als ich reinkam zu dir und du fragtest wie es geht und ich hab es gerade noch aufs Klo geschafft bevor ich fast auf dein Bett gekotzt hätte? Alter, das war knapp, jedenfalls war dann auch der letzten Schwester klar, dass ich keim Amoxicillin vertrage. Aber es hört ja immer keiner auf mich.

Ich weiß noch genau, wir waren in der Radiologie, ach weißt du noch, die Ärztin fragte ob ich deine Mutter sei ??????…………. da fiel sogar mir nix zu ein, Frechheit, und du sagtest: Ich will nicht mehr kämpfen, das war der Moment wo ich das 1.Mal dachte, scheiße, das kann hier auch schief gehen…….

Wie wir wissen ist es schief gegangen. Ich bzw. wir sind froh, dass wir bei dir sein konnten, quatscht durften, ich weiß du fandst das gut und hast dann kurz nach 5 Uhr morgens beschlossen, dass es jetzt Zeit ist. Schade, dass du den Sonnenaufgang nicht mehr erleben konntest und vor allem nicht die, die es seit 2014 bis heute gegeben hat. Es ist für mich immer noch sehr nah und du weißt, ich musste dir versprechen, es reicht, wenn jetzt einer von uns stirbt.

Du kannst davon ausgehen, ich bin bis an die Zähne bewaffnet mit Kraft, Mut und Hoffnung und Wut und werde, sollte ich den Krieg irgendwann verlieren, in jeder Schlacht bis dahin mein Bestes geben. So, und jetzt trinke ich auf dich, lass es dir weiter gutgehen und denk dran, wir denken an dich. Hab ich schon gesagt, dass du in meinem Regal stehst, sage dir ganz oft guten Morgen…….

Ein Gedanke zu “Häppi börsdey

  1. Hallo Frau Kuhnt, ich weiss nicht ob Sie sich noch an mich erinnern, Ulla Pfeiffer (Hospizverein)……ist ja alles schon ein Weilchen her. Inzwischen bin ich schon zwei Jahre in Rente. Gerne würde ich Ihnen mal eine Mail schreiben, da ich ihren Blog, dieses mal aus aktuellem Anlass, wieder mal lese. Wenn es Sie nicht nervt, würde ich Sie gerne mal per Mail anschreiben, wenn das für Sie ok wäre? LG Ulla Pfeiffer

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